Ran an gesellschaftliche Themen und an die Gefühle: Die Videokünstlerin Claudia Michaela Kochsmeier denkt weit über reine Ästhetik hinaus.

Frau Kochsmeier, ist Kunst politisch?

Kunst ist viel mehr. Ich glaube, dass Künstler im Leben anderer wirklich etwas verändern können. Kunst geht tiefer als Gedanken. Kunst setzt sich häufig auch mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinander. In der Ausstellung „Totalitär“ haben wir vom Verein Berliner Künstler die Erschütterung der Demokratie und den digitalen Wandel ästhetisch reflektiert.

Kann Kunst wirklich gesellschaftlich etwas bewirken?

Man kann nur etwas bewegen, in dem man Menschen berührt. 2018 war ich im Rahmen eines internationalen Kunstprojektes in der Türkei. Zusammen mit 70 Künstlern aus acht Ländern haben wir an einem antiken Ausgrabungsort am Euphrat gearbeitet. Natürlich haben wir angesichts der politischen Situation vorher überlegt: Wie verhalten wir uns? Der Austausch mit den türkischen Künstlern, die derzeit durch schwierige Zeiten gehen, und auch all den anderen Teilnehmern war großartig. Eine Ausstellung zeigt im Anschluss an solche Begegnungen der Allgemeinheit, was die Künstler im Schaffensprozess erlebt haben. Das kann durchaus auch politische Dimensionen haben.

Wie sieht die junge Generation die Welt?

Die ist viel weiter als wir einst mit 20. Aber auch ihre Freiheit ist noch begrenzt. Ich hoffe, sie sucht und schafft sich die Möglichkeiten, die Welt ein Stück zu heilen. Für Künstler ist es wichtig, sich selbst Freiräume zu schaffen, zum Beispiel in Form von Projekten, wie etwa dem in der Türkei. Durch Eigeninitiative, Zusammenarbeit und Erforschung wesentlicher Themen lässt sich mitunter wirklich etwas bewegen.