Mağara-Höhle
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Digitalvideo, 2018
Sound: Corinna Siebert
Die Höhlen von Seben
Eine Woche lang im September 2017 habe ich die Schlucht von Seben erkundet, bin in den Bergen rumgeklettert, habe Pflanzen und Tiere entdeckt, beobachtet, gezeichnet, fotografiert, gefilmt.
In den Bergen sind mir die anatolischen Hütehunde mit ihren Ziegenherden begegnet. Diese Hunde sind oft lange alleine mit ihren Herden unterwegs und bereit, nicht nur ihre Ziegen zu verteidigen, sondern auch ihr Gegenüber direkt anzugreifen. Deswegen gelten diese Hunde als gefährlich.
Bisher kenne ich Stachelhalsbänder für Hunde, bei denen die Stacheln nach innen zeigen und den Hundehals würgen können. Diese sollen zur Erziehung des Hundes dienen.
Die Hütehunde in Seben tragen auch ein Halsband, das mit langen Metallstacheln gespickt ist, aber diese Metallstacheln zeigen nach außen. Sie schützen den Hund vor dem Todesbiss des Wolfes. Den Wolf habe ich nicht gesehen, aber nachts gehört. Wenn ein Wolf heult ist das unverkennbar.
Eines heißen Nachmittags will ich mir ein kühles Plätzchen in einer der vielen Höhlen suchen um einige Zeichnungen zu machen. Die Ziegenherde war gerade vorübergezogen, ich höre noch das Klingen der Ziegenglocken hinter den Felsen. Aus dem hellen Licht trete ich gerade in den Schatten der Höhle, als mir ein verschlafenes Bellen entgegen kommt. Erschrocken weiche ich vom Höhleneingang zurück. Aus dem Dunkeln der Höhle kommt der sandfarbene Hütehund getrottet und schaut mich vorwurfsvoll an. Er hat mich schon mal gesehen, als ich seine Ziegen gefilmt habe. Er hatte mir mit seinem Bellen und seiner Körpersprache gezeigt, wie nah ich an die Ziegen heran darf, das hatte gut geklappt. Jetzt ist es mein Glück, dass er mich erkennt. Ich wollte ihn wirklich nicht bei seinem Schläfchen in der Kühle der Höhle stören. Wir schauen uns respektvoll an und gehen beide unserer Wege.
In diesen türkischen Hütehunden sehe ich ein Bindeglied zwischen dem Menschen und der Natur. Der Hund lebt frei in den Bergen und dient dabei dem Menschen. Der Mensch sorgt für den Hund und der Hund erfüllt seine vom Menschen übertragene Aufgabe, die der Mensch alleine in der Natur nicht bewältigen könnte.
Mensch und Tier kommunizieren miteinander.
Aus einer Asthöhle ruft mich ein leises Fiepsen. Als ich vor- sichtig hineinschaue entdecke ich ein kleines Geheimnis.
Platon sprach: „Unsere Untersuchung bekundet aber, dass das Vermögen sowohl wie auch ein Werkzeug zur geistigen Aufnahme in jedes Menschen Seele sich befindet. Aber wie sich nicht die Augen allein rückwärts drehen können, sondern der ganze Körper vom Dunkeln ins Helle gewendet werden muss, so muss zugleich mit dem Erkenntnisvermögen die gesamte Welt von der Welt des Werdens hinweggewendet werden, bis sie den Anblick der wahren Welt und schließlich den des leuchtendsten Gegenstandes in dieser wahren Welt auszuhalten vermag. Dieser Gegenstand ist das Gute, nicht wahr?“
„Ja.“ antwortete Glauko.
***aus dem Archiv***
faju – Heilung
2-Kanal-Videoinstallation (miniDV), 1-Kanal-Sound, Loop, 2:40 min und 7 min, 2013
Projektionsgrößen variable
Kanal 1:
Der Kopf eines weißen Pferdes, dessen Körper auf der nächtlichen Straße liegt. Die Beine bewegungslos.
Durch einen Bretterspalt das unruhige Pferd in seinem Stall.
In Sekundenbruchteilen das scheuende Pferd.
Wieder das bewegungslose Pferd mit offenen Augen.
Das weiße Pferd wird gegen den Horizont auf der Wiese schwarz.
Das weiße Pferd wirft seinen Kopf und trabt auf der nächtlichen Straße davon.
Kanal 2:
Die Schimmelstute kommt nahe. Die Ohren, die Augen, die Wange, die Mähne und schwarze Sprenkel im Pferdefell.
Atemnebeltropfen auf der Kameralinse werden von den Tasthaaren am Pferdemaul verwischt. Wenn der Atemnebel sich lichtet, geht das Pferd seinen Weg.
Zwischenräume
Digitalvideo (miniDV), 8 min, 2003
Sprecherin: Corinna Siebert
Das Bild illustriert den Text nicht. Bild und Text bilden einen Raum, in dem sich die Gedankenschleifen ausweiten können. Es ist möglich, sich in dem Bildraum zu verlieren. Genauso ist es möglich, sich irgendwann unterwegs wieder dem Gehörten anzuschließen.
Eine Reflexion über das Dazwischen, seine Bewegung und die Gestalt der Selbstorganisation unter persönlichen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten.